[D66] „Moria ist ein Mahnmal“

R.O. jugg at ziggo.nl
Mon Oct 5 12:29:42 CEST 2020


(Goede kans dat de Telegraaf en Rutte ze gaan betitelen als 
mensensmokkelaars...)

https://wegaanzehalen.nl/

Wij, Stichting Bootvluchteling, zien als enige oplossing relocatie naar 
en humane opvang in andere Europese landen. We zien geen oplossing in de 
(op)bouw van een tweede Moria. De ongoing humanitaire ramp, op Lesbos, 
maar ook op zoveel andere plekken in Europa, is bewust Europees politiek 
beleid. Relocatie en een gezamenlijk migratiebeleid waarin mensenrechten 
centraal staan, nu en in de toekomst, is de enige oplossing en de 
verantwoordelijkheid van heel Europa.
Annet Storm
Stichting Bootvluchteling
Deze situatie is zo urgent, er is geen tijd om te wachten op de 
politiek. Vliegen en ons hart openen. De mensen uit Moria wachten al 5 
jaar. Er móet nu iets veranderen, voor al die 13.000 mensen en niet voor 
een deel daarvan.

Lucas Dols


On 05-10-2020 05:42, R.O. wrote:
>
>   * Article rank
>   * 4 Oct 2020
>   * Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
>   * Die Fragen stellte Julia Schaaf.
>
>
>   „Moria ist ein Mahnmal“
>
> Der Schauspieler Trystan Pütter ist nach Lesbos gereist, um sich ein 
> eigenes Bild von der Lage der Flüchtlinge zu machen. Hier spricht er 
> über seine Eindrücke.
>
> Herr Pütter, warum waren Sie vergangene Woche auf Lesbos? 
> Dreharbeiten? Katastrophentourismus?
>
> /
> /
> /Foto Trystan Pütter /Natodraht und Geröll: „Das hat nichts mit 
> Menschlichkeit zu tun“, sagt Pütter über das neue Flüchtlingslager auf 
> Lesbos.
>
> Das Wort „Katastrophentourismus“finde ich in diesem Zusammenhang 
> zynisch. Die Lage auf Lesbos und den griechischen Inseln bewegt mich 
> schon lange. Aber wenn ich auf dem Handy Nachrichten lese oder auf 
> Instagram Bilder nach unten streiche, hat alles dieselbe ferne 
> Qualität: Jemand macht Urlaub, ich sehe Polizisten, die Tränengas in 
> Zelte von Kindern schießen, und danach hat wieder jemand einen neuen 
> Film. Die Brände in Moria haben das für mich unterbrochen. Ich hatte 
> das Gefühl, das kann nicht so abstrakt bleiben, ich muss etwas tun.
>
> Mit Ihrem Kollegen Volker Bruch haben Sie schon im Sommer die 
> Spendenkampagne „Los für Lesbos“ins Leben gerufen und mehr als eine 
> halbe Million Euro gesammelt.
>
> Ja. Moria war schon vor dem Brand ein unmenschlicher Ort, der 
> evakuiert gehört hätte. Mit der Kampagne wollten wir Organisationen 
> unterstützen, die speziell in diesem Unheilscamp wirken. Insofern war 
> ich auf Lesbos auch im Gespräch mit der Kampagne #LeaveNoOneBehind, um 
> zu sehen, wo kommt unser Geld an. Aber diese Reise ist aus mir 
> entstanden. Ich habe mir einen Flug gebucht, eine kleine Pension 
> gemietet und war eine Woche da.
>
> Sie haben das privat finanziert?
>
> Ja.
>
> Wie sieht es denn jetzt in dem abgebrannten Flüchtlingslager aus?
>
> Moria ist ein Schreckensort. Menschenleer, eine Brandhölle. Es ist 
> riesig groß, in einem Tal gelegen, Sie sehen nur verkohlte Hütten. Wie 
> in einem Horrorfilm. Dort zu stehen – kaum jemand weit und breit, ein 
> paar Leute suchen sich aus den Hütten die letzten verwendbaren Dinge 
> und ziehen sie hinter sich die Straße entlang Richtung neues
>
> Camp – hat mich unfassbar erschüttert.
>
> Was heißt das?
>
> Es fällt mir immer noch schwer, darüber zu sprechen, weil mich das 
> tiefer getroffen hat, als ich es mir je hätte vorstellen können. Der 
> Ort ist wie so ein Mahnmal. Ein Brandfleck in unserer Geschichte. Und 
> ich stand da – und konnte damit nicht umgehen. Mit diesen Tausenden 
> Schicksalen, die ich mir vorgestellt habe. Wie es sich anfühlen mag, 
> wenn man seine Heimat verlassen musste, wenn man alles aufgegeben hat, 
> sich an einem Unrechtsort wie Moria einen winzigen Raum mit seinen 
> letzten Habseligkeiten geschaffen hat. Und das verliert man in einem 
> Feuer, in dem man seine Kinder schnappt und einfach nur wegrennt. 
> Diese Panik spürt man noch. Moria lässt einen erzittern.
>
> Wie sind die Lebensbedingungen in dem neu errichteten Lager?
>
> Furchtbar. Das hat nichts mit Menschlichkeit zu tun. Allein der Ort: 
> ein ehemaliges Militärgelände, auf dem Soldaten mit Metalldetektoren 
> nach Munitionsresten suchen. Der Boden ist sicherlich komplett 
> vergiftet. Und da rennen überall Kinder rum. 4000 Kinder leben an 
> diesem Ort. Das Lager ist auf einer Seite begrenzt durchs Meer, 
> drumherum in einer Art Dreieck sind meterhohe Zäune. Überhaupt ist 
> Nato-Draht ein Hauptelement auch innerhalb des Lagers. Es ist extrem 
> heiß, es gibt keinerlei Schutz vor Sonne; auch dem Wind, der 
> reinpeitscht, ist man ausgeliefert. Dazu Staub, gelber Staub, der sich 
> auf alles legt, auf die Zelte, die Menschen, die Polizeiwagen.
>
> Und die Menschen?
>
> Es sind um die 11 000 Leute dort, inzwischen vielleicht mehr. Das 
> Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen hat Zelte errichtet, die für 
> maximal acht Personen ausgerichtet sind. Dort leben bis zu zwölf 
> Personen, unterschiedliche Familien in einem Zelt ohne jegliche 
> Privatsphäre. Sie hängen Decken auf, damit sie sich umziehen können. 
> Es gibt keine Elektrizität. Kein fließend Wasser, nur Rohre mit 
> Löchern drin. Um dort ein bisschen Wasser abzuschöpfen, muss man 
> Stunden lang Schlange stehen. Es wird nur einmal am Tag ungenießbares 
> Essen ausgegeben. Und das alles dreieinhalb Flugstunden entfernt von 
> hier.
>
> Haben Sie Flüchtlinge persönlich kennengelernt?
>
> Mein Übersetzer, selbst Geflüchteter, hat mich mehreren Familien 
> vorgestellt, auch einer aus Syrien mit sechs Kindern. Sie sind aus dem 
> Bombenhagel von Aleppo geflohen, der Vater ist von Granatensplittern 
> schwer verletzt worden. Die Familie lebt seit anderthalb Jahren auf 
> Lesbos.
>
> Und der Asylantrag?
>
> Der ist noch nicht durch. Die meisten warten auf Erstinterviews. Die 
> Bürokratie arbeitet so langsam, dass die Menschen zum Teil für Jahre 
> festhängen. Diese Familie jedenfalls hat mich in ihr Zelt eingeladen. 
> Man muss sich das wie einen Geröllberg vorstellen, aufgeschüttet und 
> plattgemacht, damit Zelte draufgebaut werden können. Die Menschen 
> kriegen zwar jeder eine Decke und eine Matte. Aber die Steine bleiben 
> spitz.
>
> Wie geht es der Familie?
>
> Die Verzweiflung und Wut dieser Mutter, die da vor mir saß . . . Sie 
> hat mich geradezu angeschrien: „Ich wäre lieber in Syrien gestorben, 
> als hier zu sein, wo meine Kinder das erleben müssen.“
>
> Wie haben Sie reagiert?
>
> Da weiß man nicht, was man sagen soll. „Ich höre Sie.“Das habe ich 
> gesagt. Und dann dieser Vater, ein stolzer Mann, der all diese 
> Verwundungen überstanden hatte. Er hatte drei seiner Töchter 
> gleichzeitig auf dem Arm, die ihn umarmten und küssten. Und er war 
> sehr liebevoll, was auf einmal wie eine Brücke war zu mir als Mann und 
> Vater: wie er mit seinen Töchtern umgeht. Wie ich mit meinen Töchtern 
> umgehe. Was meine Töchter für ein Leben führen dürfen. Was diese 
> Kinder für ein Leben führen müssen, und dass sie absolut ohne jegliche 
> Chance sind. Können wir alle das verantworten?
>
> Was müsste passieren?
>
> Es ist ein Hohn, dass diese 11 000 Leute nicht längst woanders 
> hingebracht worden sind. 11 000 Leute gehen vielleicht auf ein Konzert 
> von Chris de Burgh oder so. Insgesamt befinden sich 27 000 Menschen in 
> den Camps der griechischen Ägäis. Das ist gut die Hälfte der Zuschauer 
> im Frankfurter Waldstadion. Ich bin kein Politiker. Aber was ich 
> gesehen habe – da muss gehandelt werden. Sonst können Sie Europa und 
> einen Wert wie Menschlichkeit in die Tonne treten.
>
> Und die Sorge, dass sich ein Flüchtlingszustrom wie 2015 wiederholt, 
> gerade, wenn Deutschland im Alleingang handelt?
>
> Natürlich müssen auch andere Länder Teil einer Lösung sein, es gibt ja 
> die Koalition der Willigen. Aber ich glaube, dass Deutschland 
> vorangehen muss. Momentan ist die Fluchtbewegung nicht so groß. Und 
> auch den griechischen Inseln müsste geholfen werden. Man müsste die 
> Camps evakuieren und den Einheimischen eine Verschnaufpause gönnen. 
> Wer „Lesbos“hört, denkt ja nicht mehr an nette, kleine Tavernen am 
> Strand. Wir haben diese Inseln geopfert, damit wir uns nicht mit 
> Problemen beschäftigen müssen, die wir am Ende mitzuverantworten haben.
>
> Was hat die Reise für Sie verändert?
>
> Es fühlt sich an, als hätte ich jemanden zurückgelassen. Vielleicht 
> geht dieses Gefühl auch wieder weg. Solche Erlebnisse kann man nicht 
> abschütteln. Dieser Ort existiert jetzt real für mich. Und ich 
> empfinde Verantwortung dafür.
>
>
> _______________________________________________
> D66 mailing list
> D66 at tuxtown.net
> http://www.tuxtown.net/mailman/listinfo/d66
-------------- next part --------------
An HTML attachment was scrubbed...
URL: <http://www.tuxtown.net/pipermail/d66/attachments/20201005/30e36dd4/attachment.html>


More information about the D66 mailing list