[D66] Erodiert der Kapitalismus die Gesellschaft?

Oto jugg at ziggo.nl
Sat Aug 16 08:46:03 CEST 2014


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 Redezeit mit Wolfgang Streeck: Erodiert der Kapitalismus die Gesellschaft?

Wolfgang Streeck war einst als Berater Gerhard Schröders ein Wegbereiter
der Agenda 2010. Wenig später wurde er zu einem der schärfsten Kritiker
der heutigen Gesellschaftsordnung.
Sendung zum Thema

Neugier genügt | Montag, 18. August 2014, 10.05 - 12.00 Uhr


Kapitalismus erodiert die Gesellschaft, sagt Wolfgang Streeck, Soziologe
und Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in
Köln. 1946 in Lengerich geboren, ist er heute einer der international
renommiertesten Sozialwissenschaftler Deutschlands. Streeck hat drei
Jahrzehnte lang auch in vielen Gremien als Politikberater gewirkt. Mit
dem 2013 veröffentlichten Buch „Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des
demokratischen Kapitalismus“ hat er eine analytisch fundamentale, aber
auch emotional fundamental resignative Kritik an der Wirtschaftsordnung
und staatlichen Politik vorgelegt.

Folgen wir Wolfgang Streeck, dann wird in absehbarer Zeit nicht der
Kapitalismus, sondern die Demokratie am Ende sein. Die Bedrohung der
sozialen Errungenschaften, die vor allem in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts im nationalstaatlichen Rahmen politisch durchgesetzt
wurden, habe dazu geführt, dass »konstruktive Opposition unmöglich« sei:
»Viel mehr als Sand in das Getriebe des kapitalistischen
Austeritätskurses und -diskurses zu streuen bleibt der Opposition gegen
den Konsolidierungsstaat gegenwärtig nicht.« Streeck wirft eine
fundamentale Frage auf: Können wir es uns auf Dauer leisten, unsere
Gesellschaften immer mehr an Marktzwänge anzupassen statt die Märkte an
die Art und Weise, wie wir menschenwürdig leben wollen?

Diese Frage stellt sich auch angesichts sinkender Wachstumsraten und der
Begrenztheit der natürlichen Ressourcen. Die Steigerungslogik des
modernen Kapitalismus stoße an Grenzen – durch die Geldspritzen der
Zentralbanken werde dieser Umstand verdrängt - „Zeit nur gekauft“.
Allerdings formulierte er selbst auch keine Lösungen für die
Systemkrise. Es könne derzeit nur noch darum gehen, die »Restdemokratie
in den Nationalstaaten« als »Bremsklötze auf dem abschüssigen Weg in den
demokratiefreien Einheitsmarktstaat« zu nutzen.

Redaktion: Mark vom Hofe


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